Orchideengebiete Nätteberg und Hesseberg im Fricktal
Nachdem die 33 Teilnehmenden mit der Audio-Führanlage ausgerüstet sind, folgen wir dem Referenten Herrn Dr. Adolf Fäs, bei schönstem Exkursions-Wetter, auf einer Wanderung von 4.5 km durch das bewachte Naturschutzgebiet. Pflanzen und Bodenbeschaffenheit, Lehm und Kies, Verhalten, Vorkommen und Verbreitung der Vögel werden erläutert. Auf Mönchsgrasmücke und Buchfink werden wir hingewiesen. Mehlschwalben sind von unten weiss und Rauchschwalben suchen sich Männchen mit längeren, gleichmässigen Schwanz-Speeren weil sie tüchtig Insekten jagen! Ein sehr zu bewunderndes Wissen von Flora und Fauna begleitet uns, und die Faszination nimmt zu. Gelber Klappertopf, weil reife Samen in den Kapseln klappern; Acker-Witwenblume mit behaartem Stängel ist keine Skabiose, östlicher Wiesen-Bocksbart ist gelb und immer der Sonne zugewandt; wer Disteln im Garten duldet, bewirtet den Distelfinken; Wald-Habichtskraut ist gelb; bei Akelei ist das indo-germanische AKA für spitz-scharfkantig dem lateinischen Aquilegia voraus gegangen. Inzwischen begegnet uns die Kohlmeise, erkannt am typischen ‘Zyt-isch-do, Zyt-isch-do’; heute ein- bis 2-taktig, früher 3-taktig, je nach Gegend. Der Buchfink hat einen ‘Regenruf’. Das Rotkehlchen ‘Singt wie ein Glöggli’. Im steiler werdenden, trockenen, eingezäunten Gebiet blüht Färber-Ginster, früher Wolle und Seide-Färbemittel. Die Teilnehmer staunen und horchen und sind beeindruckt, wie viel Wissen in einem langen, interessierten Leben erworben werden kann. Das häufigste Gras heisst Kraulgras und ist hier 70-100cm hoch; es unterstützt Heuschnupfen! Die Zypressen-Wolfsmilch ist giftig - der Wolfsmilch-Schwärmer schützt sich damit gegen das gefressen werden. Spargel-Erbse, Hufeisen-Klee und immer 3‑kantige Seggen lernen wir kennen. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich auf 5.75 ha und endlich öffnet sich vor uns ein Orchideen-durchsetztes Feld: Perigon-Blätter bilden ein Dach über Spitz- oder Pyramidenorchis, Langsporniger Mücken- oder Händelwurz leuchtet pink, geflecktes Kannbenkraut; blassrosa. Spinnenorchis täuschen den Sandbienen-Männchen Weiblichkeit vor um bestäubt zu werden. Ebenso attraktiv sind grün-schwarze Fliegen-Ragwurz, der Täuschung erliegen Grabwespenmännchen. Autozyan lässt Wolfsmilch bei Sonnenlicht erröten. Wachholder hat Zapfen, nicht Beeren und kann 400 Jahre alt werden. Die gebannten Zuhörer erfahren, dass Hippokrates 460‑370, sein Pflanzenbuch verfasst und dass Leonhart Fuchs, Professor in Tübingen, eine erste Ordnung in Medizinal-Pflanzen gebracht hat. Früh wusste man um die Heilwirkung der Weidenrinde; es wurden Salicyl und Alkacyl-Säure vermischt, 1855 wurde Aspirin erfunden, 1895 patentiert. Der Themenbogen wurde gespannt bis zur Schöpfung; anhand der kreuzförmig angeordneten Stacheln der Berberitze, die so vor dem Teufel bewahrt werden sollte. Die gute Lehre zum Schluss: Bier wird durch Hopfen haltbar, der wirkt microbiotisch und ist somit gesund! Wir danken Dr. Adolf Fäs sehr für das grosszügige Teilen seines immensen Wissens und auch Willy Hersberger für das Vermitteln von diesem fantastischen Erlebnis. Zur Erholung von der Hitze wurden wir im Bären in Bözen mit Speis und Trank verwöhnt, freundlich opferten die Wirtsleute ihren Wirtesonntag, besten Dank.
Lotti Heller